Peter Haas, alles richtig gemacht

Tommy und Peter Haas beim Studieren des TennisFan.

Tommy ganz Jung: Peter Haas, alles richtig gemacht

 TennisFan: Hallo Peter, schön dich wiederzusehen.

Peter Haas: Danke, geht mir ebenso. Ich freue mich jedes Jahr, nach Hamburg zu kommen und alte Bekannte zu treffen.

Tommy ist das Stichwort, aber nicht der erwachsene Tommy, sondern der ganz kleine, junge Tommy, über den wir reden wollen. Viele Jugendliche kennen ihn ja nun mittlerweile als ewigen, erfolgreichen Oldie, nur nicht, was er denn in jungen Jahren so anstellte, um dahin zu kommen, wo er jetzt steht. Wann hast du sein Talent erkannt?

Ich hatte für meine drei Kinder ganz fest geplant, dass sie im Judobereich ihre Zukunft sehen. Ich war ein sehr guter Judoka und hatte Tommy bereits im Judoverein angemeldet.

Das ist ja zum Glück nichts geworden, wie kam’s dazu?

Tommy fand mit zwei Jahren einen Holzbrettschläger im Zimmer seiner älteren Schwester Sabine. Mit dem verbrachte er ganze Tage und funktionierte alle Wände unserer Wohnung zu Tennisballwänden um. Der Geräuschpegel nahm mit zunehmendem Alter entsprechend auch zu. Judo war out, wobei er in Selbstverteidigung bis heute kein Schlechter ist.

Der Vorhandgriff passte schon mit sechs. Nick Bolletieri veränderte die Ausholbewegung später durch eine weniger große Schleife.

Wie ging es weiter?Wir veränderten unseren Lebensmittelpunkt von Graz nach Hamburg, da ich eine Stelle als Trainer angeboten bekam. Tommy entwickelte sich hier technisch schnell zu einem kompletten Spieler und konnte mit fünf Jahren jeden Schlag im Schlaf.

In welchen Vereinen warst du als Trainer aktiv?

In Hamburg bei Horn Hamm und Vier Jahreszeiten, im Kreis Pinneberg beim PTC und FTSV Elmshorn. Tommy spielte obendrein häufig im Sportlife Elmshorn.

Wann gewann er sein erstes Turnier? Mit sechs Jahren, das war das heute noch existierende Jugendturnier in Lemgo. In den folgenden drei Jahren siegte er beim Sport Scheck Turnier in München und wurde Deutscher Jugendmeister.

Und dann ging es nach Amerika?

Noch nicht ganz. Wir zogen wieder einmal um, diesmal nach München. Da zeigte sich schnell, dass Tommy Profi werden wollte, mit elf Jahren. Er war bereits bei den großen Agenturen kein Unbekannter mehr, aber eben auch kein Ami, die in diesen Jahren von

McCormack und IMG groß gefördert wurden. Daraus entstand die Idee, rüber zufliegen und bei Nick Bolletieri in Bradenton/Forida vorzuspielen, dem Guru vieler ATP Stars. Von diesen Plänen hatte das ZDF Wind bekommen und wollte unseren „Ausflug“ in einer Art Doku senden. Es war ja inzwischen die Hochzeit des deutschen Tennis mit Boris und Steffi, und ein so junger Kerl kam ihnen gerade recht.

Training mit Ilie Nastase

Hört sich alles einfach an, wie liefen die Aufnahmen?

Einfach war ab dem Zeitpunkt unserer Landung in Miami nichts mehr. Das, was ich mir vorstellte, einige Schläge vorzuzeigen und den Vertrag zu unterschreiben, klappte nun gar nicht. Wir wurden überhaupt nicht beachtet, da Bolletieri zur gleichen Zeit den damaligen amerikanischen Junior Greg Hill trainierte, der gleichaltrig mit Tommy war und als das Talent überhaupt bezeichnet wurde. Nick kam das ZDF gerade recht, um seinen Schützling ins rechte Bild zu rücken. Ich war ziemlich sauer, griff mir Tommy und einen von ca. 45 Ballwagen mit je 300 Bällen und wollte auf einem der hinteren Plätze Frustabbau betreiben.

Klappte das?

Bedingt. Nach einigen Ballwechseln erschien ein Security und forderte uns auf, sofort die Bälle zurückzustellen und den Platz zu verlassen. Als ich ihm andeutete, er könne mich mal sonst wo, stiefelte der auf mich zu und hatte wohl vor, mich vom Platz zu befördern. Zum Glück für ihn überlegte er es sich gerade noch rechtzeitig anders, sonst hätte es einen Security weniger gegeben. Das hatte Bolletieri aus der Ferne mitbekommen, orderte uns nach vorn und ließ Tommy gnädiger Weise einige Bälle mit Greg schlagen. Tja, nach knapp fünf Minuten war Greg abgemeldet, und Tommy der neue Liebling von Nick und dem ZDF.

 Sabine, Karin, Peter und Tommy. Zwei deutsche Jugendmeister (Sabine und Tommy) aus einer Familie kommen nicht häufig vor.

Tommy blieb dann in Bradenton?

Er hatte anfangs viel Heimweh, biss sich aber durch, da wir ihn oft besuchten. Er wollte ja Tennis spielen, und so viele ATP-Stars auf einem Haufen gab es in keiner anderen Academy zu bewundern. Schon nach einem Jahr, Tommy war 13 Jahre, trainierte er häufig mit Andre Agassi, der ihn mit 14 Jahren zu seinem ständigen Hitting Partner auserkor. Da verschwand auch das Heimweh mehr und mehr.

Erster ATP Punkt?

Den erspielte er sich im Alter von 15 Jahren beim Satellite auf Hawaii.

Dein Fazit?

Ich meine, der Erfolg gibt uns Recht. Ich rate jedem, der versucht, Profi zu werden, möglichst schnell selbstständig zu werden und nicht zu viel auf andere abzuwälzen. Das Entscheidende ist doch, und das ist ja auch längst kein Geheimnis mehr, Turniere und nochmals Turniere zu spielen, so viele es gibt. Überall auf der Welt. Nur, welcher deutsche Nachwuchsstar macht das? Je höher du kommst, desto mehr kommt natürlich die jährliche Turnierplanung mit ihren vier Höhepunkten (Grand Slams) zum Tragen.

Turnierdirektor des Fünftgrößten Turniers der Welt, Indian Wells: Tommy hier mit Alexander Zverev und Grigor Dimitrov (Foto Haas/Indian Wells)

Peter, danke für deine Zeit.

Ich danke, schöne Grüße an Pinneberg und Elmshorn. Mit Harry Hansen vom PTC Pinneberg habe ich gerade eine lustige Stunde am Würstchenstand verbracht. Er hat mich mit aktuellen Infos versehen. Eventuell klappt es nächstes Jahr mal, dort vorbeizuschauen.

 

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