Eva Lys in Down Under
Sightseeing in Melbourne (Foto Jürgen Hasenkopf)
Hamburg European Open 2023. Mit zwei Siegen gegen höher positionierte Gegnerinnen schaffte Eva den Einzug ins Viertelfinale. Noch ein paar WTA Punkte und sie steht bei den Grand Slams direkt im Hauptfeld. Wie aber ging es los? Der TennisFan erinnert an Evas erste Australien Tournee.
Grand Slam Debut in Down Under
Eva ist Mitglied des Damen Teams des Club an der Alster und spielt mit Noma Noha Akugue, Tamara Korpatsch, Ella Seidel und Carina Witthöft in der 1. Bundesliga. Also mit der augenblicklichen Hamburger Crème de la Crème und erweiterten Deutschen Damenszene. Eva hat sich in der WTA Weltrangliste bereits auf Platz 159 vorgearbeitet.
TennisFan: Hallo Eva, unser letztes Treffen fand in der Praxis von Dr. Volker Carrero statt, was war passiert?
Eva Lys: Ja genau, ich bin beim Sport umgeknickt und hatte mir eine schwerere Bänderverletzung zugezogen. Das bedeutete dann mal wieder einige Wochen Pause vom Training. Außerdem musste ich meine geplante Reise nach Japan mit mehreren ITF Turnieren absagen.
Bist du verletzungsanfällig?
Eigentlich nicht, jedenfalls passiert mir ganz selten was auf dem Tennisplatz, eher wie gesagt beim Sport oder in meiner Freizeit. Die letzten Tage schlug ich mich noch mit einer Grippe rum, die ich mir wohl in Australien durch das ewige Wechseln von den durch die Klimaanlagen heruntergekühlten Räume und den dann heißen Trainingsplätzen geholt habe. Oder meine kleine Schwester hat mich mit ihrer Erkältung angesteckt, die sie selbst im Kindergarten erwischt hat.
Bundesliga: Mit einem Teil ihres Teams vom Club an der Alster.
Du hast auf dem Hamburger Sportgymnasium Alter Teichweg dein Abi gemacht, an dem schon Marvin Möller und auch Carina Witthöft waren. Dadurch bekamst du ‒ wie die beiden früher auch ‒ wahrscheinlich die Möglichkeit, mehr Zeiten für Training und Turniere zu haben, als es in einem normalen Gymnasium der Fall wäre?
Das stimmt. Ich steckte neben Training und Turnieren mitten in den Abi Vorbereitungen, aber das war ja dann kein Problem. Danach hatte ich endgültig den Kopf frei für Tennis.
Du scheinst eine gute Schülerin gewesen zu sein, was war dein Lieblingsfach?
Biologie, da erreichte ich 14 Punkte.
Man muss eine gute Schülerin gewesen sein, wenn man mitten in den Abi-Vorbereitungen zwischendurch mal nach Australien düsen konnte. Wie kam es dazu?
Nach meiner Bänderverletzung gewann ich in den USA aus der Quali heraus das hochdotierte Eddy Herr Int. Junior Championchip in Bradenton/Florida. Durch den Sieg bekam ich ein Special Exempt, also einen direkten Platz im Hauptfeld für die Orange Bowl, die inoffizielle Junioren Weltmeisterschaft. Dort war zwar nach dann insgesamt 11 Matchen in Runde zwei Schluss, das reichte aber, um in Australien im Feld sein zu können. Es war die letzte Möglichkeit die fehlenden Punkte für die Australian Open zu sammeln, was mir gut gelungen ist. Und dann kam die Einladung des DTB.
Beim Grand Slam Debut kam das Aus im Einzel in Runde 1 mit 7:5, 6:7, 3:6 gegen Melania Delai aus Italien. Foto Jürgen Hasenkopf
Gab es vom DTB eine Vorbereitung für Australien?
Ja, aber ich konnte lediglich drei Tage daran teilnehmen. Der DTB hatte zwar einen längeren Lehrgang des Porsche Junior Teams, in dem ich Mitglied bin, mit Barbara Rittner und der Bundestrainerin Jasmin Wöhr angesetzt, aber in der Zeit hatte ich Klausuren und alles kann ich nun auch nicht ausfallen lassen.
In den letzten Jahren entdeckte man kaum einmal eine deutsche Juniorin in den Grand Slam Feldern. Jetzt war es beinahe ein Riesen Team, das sich zum Flug nach Down Under traf? Wer war alles dabei?
Genau, Treffpunkt war Frankfurt und von dort ging es um die halbe Welt erstmal zum Eingewöhnen zum ITF Grade 1 nach Traralgon. Traralgon hat ungefähr 25.000 Einwohner und liegt wie Melbourne im Bundesstaat Victoria, aber nicht am Wasser. Mit dabei waren Alexandra Vecic, Mara Guth, Angelina Wirges, Kamilla Bartone und ich. Bei den Jungs Benito Sanchez Martinez und Max Wiskandt. Und natürlich die Bundestrainerin Jasmin Wöhr.
Wie lief es in Traralgon?
Mit Tennis zunächst nicht viel. Wir hatten ja alle bereits in Deutschland mitbekommen, dass die Bundesstaaten Victoria und New South Wales, in denen die beiden größten Städte Australiens, Sydney und Melbourne, liegen, in diesem Jahr extrem unter den Buschfeuern zu leiden hatten. Und Traralgon lag fast mittendrin.
Das hört sich nicht gut an. Habt ihr denn von den Feuern etwas direkt mitbekommen?
Und wie. Die ersten zwei Tage ging rein gar nichts. Alle mussten Atemschutzmasken tragen und die Luft war richtig verschmutzt, so dass ich anfangs dachte, wie sollst du hier Tennis spielen? Dann regnete es und dadurch ging mit Tennis sogar noch weniger.
Mit Aleksandra Vekic und Angelina Wirges am Eingang zum Melbourne Park. Foto Instagram Vecic
So stellt man sich Australien natürlich nicht vor. Konnte das Turnier überhaupt stattfinden und wenn ja, wie hast du abgeschnitten?
Ja, gerade so eben. Am Ende der Woche mussten daher mehrere Runden an einem Tag gespielt werden. Ich gewann die Erste gegen die Bulgarin Daniella Dimitrova 6:0, 7:5. In der Zweiten gegen die an Position 9 gesetzte Victoria Jiminez Kasintseva aus Andorra war an dem Tag mit 1:6, 1:6 nichts drin. Die Woche drauf gewann sie dann die Australian Open. Danach ging es zum Glück gleich nach Melbourne, und das Wetter wurde auch besser.
Das waren deine ersten Australian Open?
Ja, mein erstes Grand Slam Turnier überhaupt. Und genau so toll, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wir bekamen von der Turnierleitung ein Badge, mit dem wir auf der Anlage beinahe überall hinkonnten. Alleine das macht das Ganze bereits zu einem Riesenerlebnis.
Hattet ihr Kontakt zu den deutschen Spielerinnen?
Leider nein, aber es waren in der zweiten Woche ja auch keine mehr da. Trotzdem war es für mich eine Riesenerfahrung mittendrin dabei zu sein. Leider verlor ich bereits in der ersten Runde, 7:5, 6:7, 3:6 gegen Melania Delai aus Italien, das musste nicht sein. Im Doppel spielte ich mit der Ungarin Amarissa Kiara Toth. Nach einem glatten Sieg in Runde 1 gegen die an Position 2 gesetzten Polina Kudermetova aus Russland und Robin Montgomery aus den USA verloren wir gegen Ziva Falkner und Matilda Mutavdzic 6:3, 2:6, 7:10.
Der Kontakt mit der Schlange während des Ausfluges in die Snake Farm von Traralgon war nicht ihr Ding. Foto Instagram Vecic
Wie war der Teamzusammenhalt?
Spitze, schon beim Frühstück im Hotel waren alle zusammen. Wir trainierten jeden Tag und feuerten die von uns noch im Turnier verbliebenen von den Tribünen aus an. Alexandra Vecic verpasste im Halbfinale beim 5:7, 6:2, 2:6 gegen die Polin Weronika Baszak das Endspiel ja nur ganz knapp. Natürlich beobachteten wir auch viele Matche der Profis. Wir waren ein tolles Team, und es hat Riesenspaß gemacht. 4+5
Bist du mal durch den Walk of Fame gegangen?
Leider nicht. Dort war der Zutritt für die Juniorspieler nicht gestattet.
Hattet ihr Kontakt zu Mathias Stach und Boris Becker?
Nein.
Vater Vladimir war in Australien mit dabei (Foto Jürgen Hasenkopf)
Würdest du Australien auch mal ohne Tennis besuchen wollen?
Sofort und immer wieder. Auch wenn ich in den Tagen nicht viel vom Land mitbekommen habe. Es ist ein Traum mit nur freundlichen Menschen.
Eva, vielen Dank.
Steckbrief
Alter: Geb. 2002
Verein und warum: Club an der Alster. Der war schon immer mein Traumverein.
Tennis seit: Ich startete mit 5 Jahren
Warum Tennis: Es gab und gibt nichts anderes
Größter Erfolg bisher: Eddy Herr ITF Int. Sieg in Florida
Lieblingsgegnerin: Noch keine
Gegen wen geht gar nichts? Gehen tut gegen alle was
Tennisvorbild: Maria Scharapova seit ich denken kann
Fitness/Konditionstraining in der Woche: Durch meine vielen Verletzungen war mein Konditionstraining der letzten Monate leider alles andere als regulär. In den letzten Wochen jedoch, haben wir es priorisiert. Vor allem in dieser Saison ist das einer der Schwerpunkte, an denen wir besonders arbeiten werden.
Wie oft Tennistraining in der Woche: Jeden Tag außer Sonntag
Wieviel Matche spielst du dabei? Wenig Matche, aber mein Vater, der gleichzeitig mein Trainer ist, baut viele Übungen mit Punkten ein.
Matchpartner in HH: Ich spiele viel mit meiner Schwester Lisa und auch mit David Kilian vom Club an der Alster.
Trainer: Mein Vater
Coach: Ebenfalls mein Vater. Aber in der Zukunft auch meine Schwester, die ihre eigene Karriere etwas zurückstellt, um sich auf ihr Studium und auf mich zu fokussieren.
Wie versuchst du zu punkten? Bist du eher der defensivere Caroline Wozniaki-Typ oder die schnell auf den Punkt gehende Serena Williams? Ich versuche selbst die Punkte zu machen und gehe möglichst schnell auf Schuss mit der Vorhand.
Dein bester Schlag: Klar die Vorhand
Dein ausbaufähigster: Ich freue mich sehr darauf, meinen Aufschlag über die nächsten Monate und Jahre weiterzuentwickeln. Ich bin mir sicher, dass da noch sehr viel Potential ist.
Ziele im Tennis: Die Australian Open gewinnen
Was stört am Tennis: Das Dehnen, sonst nichts
Andere Sportarten: Gibt keine, nur Tennis (Interesse für Hockey)
Musikrichtung: English Rap
Schaust du Fernsehen oder bist du eher ein Computertyp? Netflix
Hobbies/Freizeit: Ich interessiere mich für Mode, aber es ist eine reine Freizeitbeschäftigung.
Lieblingsessen/Getränk: Sushi. Beim Getränk muss ich passen. Alles mit Geschmack, da ich auf dem Platz bereits genug Wasser trinke.
Kochst du selbst? Eher backe ich, aber die Familie meint, meine Pasta kann man essen.
Führerschein: Ist festt eingeplant! Momentan gibt es leider zu wenig Zeit.
Schlimmste Angewohnheit: Ich prokrastiniere viel… vor allem wenn es ums Lernen geht. Da gibt’s sicherlich Besserungsbedarf.
Schlägermarke: Seit vielen Jahren Yonex. Ich könnte nicht zufriedener sein.
Saite, wie hart lässt du besaiten? Ändert sich immer, abhängig vom Belag und den Wetterbedingungen am Turnier.
Kannst du selbst besaiten? Ja und ich bin echt stolz drauf. Mein Vater hat es mir und meiner Schwester damals beigebracht.