Herby Horst war tennis sh

Herby Horst Foto Frank Molter

Herby Horst

TV SH Verbandstrainer auf Lebenszeit?

Mit „Herby“ hat der Tennis Verband Schleswig-Holstein einen seiner besten Fänge gemacht. Angie Kerber, Julia Görges, Mona Barthel aber auch Michael Stich und viele andere seiner Schüler stehen zwar weit mehr in der Öffentlichkeit, der ruhige, zurückhaltende aus Mozambique stammende Verbandstrainer ist jedoch derjenige, der die zahlreichen Erfolge der schleswig-holsteinischen Stars zu „verantworten“ hat.

"Herby", ist am 16. April 1956 in Mozambique geboren und seit 1982 mit kurzen Unterbrechungen für die Talentförderung und -ausbildung als Verbandstrainer im Tennisverband Schleswig-Holstein der entscheidende Mann. Er lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern, bis diese sich selbstständig machten, in der Nähe von Timmendorf. Bevor Herby sich ganz dem Tennis verschrieb, hat er sich auf einem anderen Parkett versucht, aber offenbar konnte die Juristerei ihn im Endeffekt nicht so begeistern. Aber welcher deutsche Tennisverband hat schon einen Verbandstrainer, der sich aufgrund seines Studiums in südafrikanischem Recht auskennt!

Der TennisFan traf Herby erstmalig, als es ihn 1982 in den hohen Norden verschlug. An gemeinsame Matche gegeneinander können sich beide nicht so recht erinnern. Ist ja auch ziemlich lange her.

TennisFan: Herby, wie kam es dazu, den Job des Verbandstrainers zu übernehmen?

Herby: Ich spielte in meinen ersten Jahren in Deutschland beim TC Kellinghusen. Immerhin in der Regionalliga. Der 1. Vorsitzende des TCK, Peter Thiessen, war gleichzeitig der Präsident des TV SH. Er kam eines Tages auf mich zu und fragte, ob ich Nachfolger von Heinz Düstersiek, dem damals aktuellen Verbandstrainer werden wolle. Nach ganz kurzer Bedenkzeit sagte ich zu und bin seitdem, mit einer Unterbrechung von 1985 bis 1993, mit dem Verband liiert.

Der entscheidende Mann im Leistungszentrum des Verbandes in Wahlstedt.

Die gute alte Zeit. Mit dem TC Kellinghusen spielte Herby viele Jahre in der Regionalliga: v.l. Thomas Runge, Christof Rickers, Thorsten Kolbe, Achim Schwarz, Gunnar Ziesenitz, Herby, Tim Schümann, Jörg Rickers und Dieter Schwemann.

Was war in den Jahren 1985-93?

Ich bekam das Angebot der Maritim Hotelgesellschaft, im neu erbauten Maritim Timmendorf den Sportbereich zu übernehmen, das ich dann gerne annahm. Es war damals eine andere Zeit als heute. Heute hätte ich dieses zweigleisige Fahren nicht mehr drauf. Immerhin gibt es den Tennisbereich mit meinem Partner Maik Schürbesmann heute noch. Er ist für mich ein Ausgleich zum Verbandsgeschäft. Ab 1993 bin ich aber in erster Linie Verbandstrainer.

Das könnte gut sein, dass du der Dienstälteste Verbandstrainer in Deutschland bist?

Nicht ganz, der hessische Coach ist, glaube ich, noch länger im Geschäft. Das werde ich mal prüfen. 

Wissen deine Jugendlichen, dass du nicht nur in der Ecke des Platzes stehen kannst, sondern früher selbst gut Tennis gespielt hast? Bitte zähle ein paar Erfolge auf.

Ach herrje, muss das sein? Ich spielte, wie gesagt, Regionalliga mit dem TC Kellinghusen. An die Jahre dort erinnere ich mich immer wieder gern zurück. Mit fast allen damaligen Mannschaftsmitgliedern habe ich heute noch Kontakt. Dann war ich Vizelandesmeister im Einzel und Meister im Doppel, damals hieß es noch Landesmeisterschaften statt wie heute Verbandsmeisterschaften. Bevor ich nach Deutschland kam spielte ich 3-4 Jahre Staatsliga in Österreich und war auch für Schweizer Vereine im Einsatz. Und weit davor wurde ich mehrmals in meiner Heimat Südafrika in mehrere Universitäts-Auswahl-Mannschaften berufen.

Schnell auf den Beinen und ein guter Aufschlag, Vizelandesmeister im Einzel und Landesmeister im Doppel beim KHTC Kiel.

Was macht ein Verbandstrainer den ganzen Tag?

Ich bin verantwortlich für den Leistungsbereich. Das beinhaltet die ganze Administration, Konzepte erstellen für das Jugendtraining, Trainer Konzepte entwerfen und so weiter. Im praktischen Bereich trainiere ich die Jugendlichen des Verbandes bis ca. 14 Jahren. Die „Älteren“ werden von Maik Schürbesmann, unserem Honorartrainer, trainiert.

Du hast vor kurzem die Position als Sportlicher Leiter des Gesamttrainingsbetriebs der beiden Nordverbände aufgehalst bekommen.

Das ist kein Problem für mich. Wir haben ein junges Team zusammengestellt, das sehr gut ausgebildet ist. Wir werden die Ressourcen der beiden Verbände Hamburg und Schleswig-Holstein bündeln, um unserer Vielzahl von Toptalenten die besten Trainingsangebote zu bieten.

Wie werden die Talente ausgewählt, die mit dir in Wahlstedt trainieren?

Wir haben ein Sichtungssystem erstellt, das über Minicups, Kleinfeldturniere, Sichtungstage zu Verbandslehrgängen führt. Das betrifft die 9-10 Jährigen. 40-50 Kinder sind in diesen Lehrgängen zusammengefasst, die beinahe alle mindestens über einen Zeitraum von fünf Jahren dabei sind.

Wonach wird trainiert? DTB Richtlinien, eigene Erfahrungen oder nach individuellen Stärken einzelner Talente?

Alle unsere gemeinsamen Erfahrungen fließen in den Trainingsbereich ein. Anfangs sind die Gruppen, wie auch im Vereinstraining, von der Anzahl her größer, mit zunehmendem Alter wird es durch kleinere Gruppen individueller bis teilweise auch Einzeltraining zum Tragen kommt. Klar nehmen wir auch Rücksicht auf die Stärken einzelner.

Sagst du den Eltern ehrlich, ob ihr Kind Profi werden könnte oder sich lieber eine andere Sportart wählen sollte?

Die Eltern sind ein ganz wichtiger Punkt in der Karriere eines „Jungprofis“. Ich führe viele Gespräche mit ihnen. Ich habe noch keinem Elternteil geraten, ihr Kind lieber eine andere Sportart ausüben zu lassen. Was ich den Eltern, auch den ungeduldigen unter ihnen, sage, ist: wir brauchen Geduld, langfristig kann man zwar versuchen zu planen, besser ist es aber, in Etappen zu denken. Ihr Kind muss dabei nicht immer ganz vorn sein. Das sollte jedes Elternteil verinnerlichen.

Herby mit zweien seiner jungen Schützlinge, beide aktuelle Nordostdeutsche Hallenmeister, Bon Lou Karstens (RW Wahlstedt) und Philippa Färber (TC Molfsee).

Gibt es Unterstützung vom Verband, wenn einer deiner Schützlinge vorhat, die Profilaufbahn zu versuchen?

Es gibt vom Verband keine finanzielle Unterstützung. Was es gibt, ist Training, Training und Training und bis zu 30 Tagen im Jahr eine Turnierbetreuung, die von unserem Trainerteam geleistet wird. Das Finanzielle ist aber privat zu erbringen.

Was kostet ein Jahr Profi-Dasein?

Geh mal von € 25.000 aus. Ohne Coach, geschweige auch ohne diejenigen, die man im TV in den Spielerboxen alle so sieht. Man kann es sich ja selbst ausrechnen. Ein Future oder Challenger in Frankreich, Spanien oder in der Türkei ist teuer. Und das 15-20 Mal im Jahr, da kommen Beträge zusammen, die das kleine Preisgeld der unteren ITF Ebene bei weitem nicht wieder einspielt. Und wenn man einen Coach dabei hat, dann das Ganze nochmal mal zwei. Das ist ja auch ein Grund unseres Futures in Kaltenkirchen. Es ist nah bei, keine großen Kosten für den TV SH Nachwuchs und die Chance auf Punkte. Gut, in diesem Jahr war es schwierig, wegen der extrem guten Besetzung zu punkten, aber dort werden an sich die ersten Punkte „billig“ erspielt. Ich würde mir mehr Futures im norddeutschen Raum wünschen.

Wie siehst du den Zwiespalt, sollten die Jugendlichen die Schule beenden oder wie Zverev früh auf Tennis setzen?

Meine Empfehlung ist auf jeden Fall, nicht zu früh von der Schule abzugehen. Das Zeitfenster nach hinten raus ist groß genug. Zum Beispiel haben wir neuerdings neun Plätze im Sportgymnasium Alter Teichweg in Hamburg. Dort machten u. a. Marvin Möller und Carina Witthöft ihr Abi ‒ neben ihren ganzen Reisen. Die Schule lässt den Talenten den Freiraum, den man braucht, um Turniere zu spielen. Und nicht jeder macht so einen Durchmarsch wie Zverev. Eher keiner.

Mit welchen bekannten „Stars“ hast du zusammengearbeitet?

Die bekanntesten sind natürlich Angie Kerber, Mona Barthel und Julia Görges, wobei mit Julia es zeitlich weniger war als mit den beiden anderen. Und früher auch mit Michael Stich. Es gibt zu allen noch Kontakt.

Könnten sich die drei Damen, evtl. aus alter Verbundenheit, ein bisschen mehr einbringen in die Jugendarbeit? Z. B. mit Matchtraining gegen den Nachwuchs oder auch mit einer finanziellen Unterstützung? In Schweden war und ist dies Usus bei vielen Spitzenspielern.

Das wäre natürlich eine gute Sache, da alle ja in ihrer Karriere bestimmt gut verdient haben. Aber davon ist mir nichts bekannt. Wenn etwas in die Richtung laufen könnte, würde ich mir ein Modell vorstellen, wie es auf College Ebene in den USA verbreitet ist. Dort „spenden“ erfolgreiche Absolventen, nach Eintritt und erfolgreichem Verlauf ihres Berufslebens, ihrer Heimat-Uni immer wieder auch größere Summen. Warum sollte dies nicht auch im Tennis in Schleswig-Holstein möglich sein?

Der stolze Vater mit der Tochter auf dem Arm in den späten 80ern.

Hattest du selbst nie Lust auf ein Starcoaching weltweit?

Wie sollte das gehen mit zwei kleinen Kindern. Ich bin so zufrieden, wie es gelaufen ist. Mit meiner Frau, einer noch praktizierenden Ärztin, haben wir unseren Nachwuchs gut hinbekommen. Meine Tochter und mein Sohn haben studiert und stehen bereits voll im beruflichen Leben, mein Sohn mit seinen 27 Jahren ist z.B. Wirtschaftsingenieur. Ich kann mich wirklich nicht beklagen. 

Hast du noch etwas auf dem Herzen, was du erwähnen möchtest?

Bitte keine Übertreibungen in deiner Vorstellung.

Das ist nicht leicht bei deinen Erfolgen. Herby, vielen Dank für deine Zeit und weiterhin viele deutsche Meister und mehr.

 

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