Torben Beltz Corona und Kochen

Torben Beltz aus Itzehoe

 Wegen Corona kann ich nun kochen

 

TennisFan: Hallo Torben, wo in der Welt hat dich die Corona Krise erwischt?

Torben Beltz: Für mich lief es ein wenig unglücklich. Donna (Vekic) und ich starteten von Frankfurt nach L.A., um an den Turnieren von Indian Wells und danach Miami teilzunehmen. Als wir erst eine halbe Stunde in der Luft waren, wahrscheinlich gerade über Paris, erfuhren wir, dass Tommy Haas, Turnierdirektor von Indian Wells, die Reißleine gezogen hatte und sein Turnier, als erstes von allen, abgesagt hatte. Umkehren war nicht mehr, immerhin organisierte Tommy für alle Spieler/innen, die bereits angereist waren, die Möglichkeit, auf der Anlage von Indian Wells zu trainieren. Zu dem Zeitpunkt war Miami noch nicht gecancelt.

Aber Miami wurde doch dann auch abgesagt?

Richtig, wir haben auch dort umsonst vorbeigeschaut. Und sind beinahe hängengeblieben. Als Donald Trump verkündete, alle Flughäfen für Europäer sperren zu wollen, ging es um Stunden, um den Rückflug nach Deutschland zu organisieren. Das klappte mit Ach und Krach mit der wirklich letzten Maschine, die aus Miami rauskam, aber nicht nach Deutschland, sondern mit Turkish Airlines nach Istanbul. Statt Miami wären wir dann beinahe dort einquartiert worden, bekamen aber auch da die allerletzte Maschine raus aus der Türkei. Alles zusammen ein toller Rundflug.

Dann war Tennis-Ruhe weltweit? Was hast du gemacht?

Zuerst kam die Trennung von Donna, fast zeitgleich kam die erneute Anfrage von Angie, es doch wieder zusammen versuchen zu wollen. Ich bin von meiner Einstellung her, egal was auch passiert, ein positiver Mensch. Möglichst nach dem Motto, mach dann einfach das Beste draus. So viel freie Zeit hatte ich in den vergangenen 15 Jahren zusammen nicht gehabt.

Wieder vereint. Nach der Trennung von Donna Vekic kam die Anfrage von Angie Kerber, die es noch mal wissen will. Foto Jürgen Hasenkopf

Was war denn nun in diesem Fall für dich das Beste?

Ich kann jetzt kochen, jedenfalls denke ich das. Gegessen haben es auch ein paar andere und denen geht es immer noch gut. Kochen bringt richtig Spaß, das habe ich bisher so an mich nicht rangelassen. Und nicht nur etwa Käse und Schinken auf Toast, sondern ich experimentiere inzwischen.

Norddeutsche Küche oder eher in Richtung italienisch, chinesisch, turkmenisch?

Wir wollen es nicht gleich übertreiben. Die Richtung geht zum norddeutschen Fisch bzw. viel Lachs mit Kohlenhydraten wie Spaghetti und Reis. Ich habe mich zwar noch nicht den vielen Veganern auf der Tour angepasst, aber gesund ernähre ich mich schon. Dazu gehört natürlich auch Salat in allen Variationen.

Das hört sich nach dem perfekten Dinner an! Jetzt hast du nicht sechs Monate nur an deinen Kochkünsten gefeilt, was gab es noch?

Wenn ich nicht in der Küche am Experimentieren war, spielte ich viel Golf. Mein Handicap hat sich dank Corona verbessert. Kochen und Golfspielen sind eine gute Kombination. Nebenbei bin ich in den Golf Club Schloss Breitenburg eingetreten, der bei mir um die Ecke liegt und Insidern nach als einer der schönsten in Schleswig-Holstein gilt. Das machte das Ganze sehr viel erträglicher.

Reaktions- und Geschicklichkeitsübungen mit Eva Lys. Foto Holger Suhr

Bei Eva und Lisa Lys (Club a.d. Alster) kam Torben richtig ins Schwitzen.  Foto Holger Suhr

Ganz hast du Tennis aber nicht aus den Augen verloren, auch wenn Angie noch nicht wieder im Gespräch war. Verschiedene Juniorinnen unseres Verbandsbereiches hatten das Glück, in der WTA freien Zeit mit dir trainieren zu dürfen. Wie kam es dazu? 

Ich war im Lande, hatte Zeit und ganz wichtig, ich habe Lust, mit Talenten zu trainieren, die auch Lust haben, viel zu tun. Außerdem rostete ich durch das von mir nicht so erwartete viele Training nicht ein.

Wer kam denn in den Genuss, Training beim WTA Trainer des Jahres 2016 zu bekommen?

Z.B. Anna Marie Weißheim, die sich gut entwickelt hat. Das war insofern ganz lustig und interessant, mit ihr zu trainieren, da ich sie als „kleines Kind“ bereits während meiner ersten Trainerstation in Itzehoe unter meinen Fittichen hatte. Dann mit Eva Lys, die ja ein wenig älter als Marie ist und dadurch natürlich einen Vorsprung hat. Von der Einstellung her wollen beide, der Ehrgeiz ist da. Mal schauen, wie es in 2-3 Jahren aussieht. Beide wissen, dass sehr viel Training auf sie wartet. Und dann gehört natürlich obendrein auch noch ein wenig Glück und vor allem keinerlei langwierige Verletzungen dazu. Es hat Spaß gemacht mit den beiden.

Anna-Marie Weißheim (GHTC Großflottbek) trainierte mit Torben im ITV, beinahe wie vor 10 Jahren. Foto Holger Suhr

Du hast mir mal erzählt, dass du nicht mehr so viel selbst beim Training mitspielst. Mit Marie und Eva hast du aber wieder selber zum Schläger gegriffen.

Ich bin immer noch gern selbst mit dabei, aber langsam merke ich, dass z.B. zwei Matcheinheiten am Tag mit Donna oder jetzt mit Angie meine konditionellen Fähigkeiten übersteigen. Daher eher eine und die zweite übernimmt jemand anderes, und ich kann direkt auf der Seite von Angie sein. Eva und Marie hielten mich auch schön in Trab, aber die Intensität, vor allem im konditionellen Bereich, lag ja zum Glück mehr auf ihrer Seite.

Welche Trainingsphilosophie verfolgst du? Die Stärken trainieren oder eher versuchen, die Schwächen weniger schwach aussehen zu lassen?

Ich bin jemand, der beides im Auge hat. Auch bei Donna oder Angie. Aber auch früher bei meinen Vereinsaktivitäten in tennis SH. Klar ist doch, eine Grundsicherheit in den Schlägen muss bei den Jugendlichen vorhanden sein, bevor sich Schwächen oder Stärken überhaupt definieren lassen. Beides sollte gleichermaßen gefordert werden. Bringt ja nichts, wenn jemand gut aufschlägt, nur noch Aufschläge zu trainieren und dann festzustellen, dass die Ballwechsel beim ersten Grundschlag bereits mit einem Fehler enden. Es sei denn, du bist Kevin Anderson.

Um ganz nach oben zu kommen, welche Tipps kannst du den Jugendlichen unseres Verbandes mit auf den Weg geben?

So viele gibt es ja nun nicht, die diesen Weg einschlagen können, auch wenn viele bestimmt davon träumen. Jedenfalls geht nichts ohne Spaß, viel Fitness und im Training immer mit 100 Prozent dabei zu sein. Ich gab mir bei meinen Vereinen immer große Mühe, diese drei Faktoren weiterzugeben und in spielerischen Komponenten einzubinden. Nur 2000-mal Vorhand aus dem Korb zu spielen, ist eher abschreckend als förderlich. Das ist aber auch kein großes Geheimnis, das ich hier preisgebe.

Auch die spielstärksten Jugendlichen des TC BW Brunsbüttel wurden von Torben gescheucht.

Letzte Frage: Hättest du später Interesse, Herbie (Horst) als Landescoach zu beerben?

Ich bin sehr heimatverbunden, aber die Frage kannst du mir noch mal in ein paar Jahren stellen. Ich habe ausserdem vernommen, das mit Julian Reister ein kompetenter Mann dafür in den Startlöchern steht.

Torben, ich danke wieder mal für deine Zeit und wünsche alles Gute beim dritten Anlauf mit Angie.

 

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