Michael Berg: Down Under
Australian Open – Davis Cup ‒ Outback
Michael Berg war lange Jahre „der“ Jugendwart des Kreises Pinneberg. Die von ihm organisierten Turniere liefen so ab, wie er es sich vorstellte, und alle Jugendlichen „verehrten“ den „Macher“. 1989 wurde er von seinem Vorgänger, Gerd Aust, ins Amt befördert, dass er zehn lange Jahre ausübte. In der Zeit war er auch einer der Initiatoren, die den Kreistennisverband Pinneberg ins Leben riefen. Darüber hinaus war er 25 Jahre u.a. Sportwart, Vorsitzender und Mädchen für alles in seinem Verein, dem TC Egenbüttel, also jemand, den ein Verein dringend benötigt und er ihm ewig dankbar sein sollte. Ganz nebenbei aber bereiste er mit seiner Frau Monika Australien und Neuseeland.
Michael Berg, ganz am Ende der Welt auf der Südinsel von Neuseeland.
Der TennisFan unterhielt sich mit den beiden über ihren Trip nach Down Under.
TennisFan: Hallo Michael, du bist bis vor kurzem beim TC Egenbüttel im Vorstand gewesen. Wie kommt’s?
Michael Berg: Die Frage ist berechtigt. Es wareb über 25 Jahre, die ich ein Ehrenamt im Club ausübte. Es ist erstaunlich, niemand hat heutzutage mehr Zeit, ist dagegen im Superstress und nicht in der Lage oder nicht willens, sich für seinen Club ein wenig zu engagieren. Ich frage mich oft, wie wir das früher hinbekommen haben, ohne zu jammern. Und Firma, Kinder und mehr hatten wir damals nebenbei auch.
Was macht dein eigenes Tennis?
Nur noch Spaß. Keine Punktspiele, keine LK-Turniere und nur noch 1-2 Doppel die Woche. Meine LK liegt bei 23, tiefer geht es ja nicht. Meine Frau und ich genießen jetzt Urlaub sogar im Mai und Juni. Das war früher wegen der Punktspielzeit nie drin. Jetzt richten wir uns einfach nicht mehr danach, herrlich.
Ihr habt im letzten Frühjahr die Australian Open besucht. Wie kam es dazu?
Die Australian Open waren ein „Abfallprodukt“ unserer Reise, also nicht der Hauptgrund. Wir haben in 2015 bereits Neuseeland erkundet. Unser Sohn Max war damals mit seiner Freundin und einem Work & Travel Visum in Kiwiland unterwegs. Und dort entstand der Wunsch, natürlich auch Australien mal „mitzunehmen“ und nicht nur drüber wegzufliegen.
Lange Planung oder einfach gebucht und los?
Einfach nur los geht nicht, und schon die Planung entwickelt eine Vorfreude, dass man den Abflug nur noch ganz schwer erwarten kann. Als meine Frau anmerkte, drei Monate sollten es aber werden, war ich skeptisch. Zwei Monate war meine Idee. Am Ende hat sie natürlich wie immer Recht behalten. Wenn möglich, sollte man viel Zeit mitbringen.
Wann ging es los?
Auch hier war Monika die treibende Kraft. Wenn wir es nicht schaffen sollten, Silvester in Sydney zu verbringen, würde ihr bereits etwas fehlen, daher flogen wir am 2. Weihnachtstag mit Emirates über Dubai nach Sydney. Nach dem Einchecken ‒ mit viel zu viel Gepäck ‒ wollten wir noch kurz in der Emirate Lounge einen letzten deutschen Kaffee trinken. Und wer saß da? Torben Beltz und er hämmerte auf seinen Laptop ein. Er startete seine neue Coaching Aufgabe und war auf dem Weg nach Auckland, um sich dort erstmals mit seinem Schützling, Donna Vekic, zu treffen, von der er ja nach seinem Abgang von Angelique Kerber verpflichtet wurde. Wie wir wissen, lief die Zusammenarbeit ja sehr gut. Fünf Minuten später tauchte dann auch noch Mona Barthel auf, auch auf dem Weg nach Auckland.
Wie muss sich der „gemeine“ Touri die Ankunft in Down Under vorstellen?
Erst einmal wird er feststellen, dass das Tageslicht in Australien ein völlig anderes ist, so hell. Und dann als zweites bekommst du eine Freundlichkeit von den Menschen um die Ohren „geknallt“, die dich anfangs leicht verwirrt, da man dies von unserer Seite der Erde ein wenig anders gewöhnt ist. Diese beiden Dinge nimmt man am Anfang wahr, ob man will oder nicht.
Hattet ihr die Australian Open eingeplant oder wart ihr rein „zufällig“ in der Nähe?
Ich hatte vor, 2-3 Tage Tennis zu gucken. Es wurden dann zweimal 2-3 Tage. Nach dem Feuerwerk am Silvester Abend an der Harbour Bridge in Sydney ging es aber erstmal mit dem Wagen im Linksverkehr nach Adelaide und nach Kangaroo Island. Von dort nach ein paar Tagen mit der Bahn zurück nach Melbourne, um die Quali Matche anzuschauen. Mit einem Groundticket ausgestattet, was uns völlig reichte, haben wir uns zum größten Teil viele Trainingseinheiten der Stars reingezogen. Sowas gefällt mir sowieso viel besser, als ein sauteures Ticket zu kaufen und dann in der oberen Reihe die Spieler unten als Ameisen wahrzunehmen.
Australian Open Rod Laver Arena. Michael hält sich auf den großen Turnieren lieber auf den Nebenplätzen auf.
Das war‘s dann mit Tennis?
So war es angedacht. Aber es kam anders als man vorher denkt. In Melbourne trafen wir einen alten Bekannten, Mirco Westphal vom TC a. d. Schirnau, der ja für den DTB arbeitet. Er fragte uns, ob wir nicht Lust hätten, das Davis Cup Match zwischen Australien und Deutschland, das direkt im Anschluss an die Australian Open in Brisbane stattfinden sollte, zu besuchen. Karten wären kein Problem.
Passte dies denn in eure Planung?
Um ehrlich zu sein. Wir hatten zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal den Rückflug nach Deutschland gebucht. Nein, es war keine große Überlegung und so sagten wir Mirco, see you in Brisbane, Mate. Jetzt hieß es nur noch, die zwei Wochen bis dahin totzuschlagen.
Das ist ja wirklich schlimm. Was habt ihr bis zum ersten Aufschlag unternommen?
Wir mussten uns dann Australien anschauen. Nein im Ernst. Wir flogen erst nach Alice Springs ins Outback, sahen uns den Uluru und ca. tausend Touris an, die dort in Fünf Sterne Hotels den Tag verbrachten. Du hast wahrscheinlich damals in deiner Australienzeit noch unter dem Sternenzelt geschlafen. Dann ging es ab nach Cairns zum Barrier Reef und in den Regenwald von Queensland.
Aus der Ferne gut zu sehen, der Uluru. Je näher dran erinnert es bisweilen an die Rush Hour von Hong Kong.
Was habt ihr dort unternommen?
Wir sind überall individuell unterwegs gewesen, da wir gemeinsame Massenführungen ablehnen. Das hieß auch, dass wir überwiegend in kleinen Hostels, AirB&B, aber im Outback auch in Blechhütten übernachteten. Uns reichte das völlig. Auch unser Abendessen haben wir häufig selbst gebrutzelt. Nur den Ausflug ins Barrier Reef unternahmen wir in einer Gruppe, was aber nicht schlimm war, da wir die meiste Zeit unter Wasser verbrachten.
Der Koala war das gefährlichste Tier auf der gesamten Reise.
Wenn man sich die zurzeit im TV laufenden Australien-Serien anschaut, ist es beinahe ein Wunder, dass ihr wieder lebend zurückgekommen seid. Seid ihr nicht von einer Red Back Spider gebissen, vom weißen Hai verfolgt oder von einer Brown Snake attackiert worden?
Ha, ha. Außer dressierten Kängurus, Wombats und Koalas haben wir kein einziges gefährliches Tier zu Gesicht bekommen, noch nicht einmal die sonst wohl so lästigen Fliegenschwärme, obwohl wir im Outback waren. Allerdings durften wir bei unserem Tauchausflug am Barrier Reef nur mit Anzug ins Wasser. Aber nicht wegen des großen weißen Hais, sondern wegen der zwei Zentimeter kleinen Würfelqualle. Die ist wohl das gefährlichste, da giftigste Tier überhaupt weltweit.
Die Welt ist mein. Traumstrände auf den Whitsundays.
Wohin ging es nach Cairns?
So langsam stand ja wieder Tennis auf dem Programm. Tennis artete richtig in Stress aus, wobei wir gar keinen Schläger dabei hatten. Über Fraser Island mit der größten Sanddüne der Welt, den Whitsundays und Airlie Beach ging es nach Brisbane.
Australien – Deutschland. War das ein Erlebnis oder hätte ihr es euch sparen können?
Es war toll. Die Stimmung unter den australischen Fans ist bekanntermaßen einmalig in der Tenniswelt, und die Matche mit Alexander Zverev und Co waren wirklich gut anzuschauen. Vor allem der Fünfsatzsieg von Zverev über den australischen Nachwuchsstar Alex de Minaur brachte das Stadion zum Toben. Aber immer fair, so wie die Australier nun mal sind.
Danke Mirco für die Tickets.
Alexander Zverev nach seinem 5- Satz Sieg gegen Alex de Minaur mit australischen Fans.
Hatte es mit den Karten geklappt?
Mit den Karten klappte es tatsächlich. Besten Dank noch mal an Mirco. Ein paar deutsche Fans waren auch vor Ort. Die sind ganz speziell. „Oberperlenbach grüßt das deutsche Team“. Sie erzählten uns, dass sie bei jedem Deutschland Spiel, egal wo auf der Welt dabei sind und waren ganz stolz, fünf Tage incl. des gesamten Davis Cup von und bis Deutschland zurück unterwegs zu sein. Fünf Tage, das musst du dir mal vorstellen. Wer macht sowas? Natürlich war ein großer DTB Tross mit dabei. Man kann sich gar nicht vorstellen, wer was in diesem Riesenteam zu tun hat. Die müssen doch einen ganzen 380er Airbus für dieses Auswärtsspiel gebucht haben. Aber wer’s sich leisten kann.
Das war es dann aber endgültig mit Tennis?
Richtig, war ja auch sehr viel mehr als in Deutschland vorher angedacht. Jetzt folgte der zweite Teil der Reise, ab ging es nach Neuseeland ohne Tennis und am 18.3. landeten wir wieder in Hamburg.
Was gebt ihr eventuellen Nachfolgern mit auf den Weg?
Zunächst sollte man gesund anreisen und dies auch in den Wochen möglichst bleiben. Auch wenn man viel Zeit hat, Planung im Vorwege sollte sein. Damit meine ich gar nicht mal das Buchen evtl. Hotels Monate vorher, sondern eher die Routen, die man vorhat abzureißen. Wer es noch nicht weiß, Australien ist keine kleine Insel sondern größer als Europa. Da fährt man nicht morgens einfach los und denkt sich, abends komme ich auf jeden Fall an. Alles zusammen aber, auf geht’s!
Könnt ihr euch vorstellen, noch einmal Australien zu planen?
Eindeutig ja. Im Kopf habe ich bereits die neue Route. Silvester in Perth und dann mit dem Wagen an der Westküste hoch nach Broome.
Michael und Monika, besten Dank. Ich denke, ihr werdet bei vielen den Neid geweckt haben.