Querbeet

Schlagdraufundschluß: über 1.000 Schläger zertrümmerte Marat Safin in seiner Karriere (“Trainingsunfälle” nicht einberechnet)

Marat Safin, ungekrönter Schlägerzertrümmerer. Foto Jürgen Hasenkopf

Eigener Frust, Unterhaltung für die Zuschauer oder einfach nur Materialermüdung? Was veranlasst manche Spieler ihr Werkzeug in ihre Bestandteile zu zerlegen? Der japanische Schlägerhersteller Yonex schaut da nicht mehr länger nur zu, wie ihre Vertragsspieler, allen voran der Australier Nick Kyrgios aber zuweilen auch Stan Wawrinka, nicht die feine japanische Art an den Tag legen. Aber jetzt wird zurückgezahlt. Und zwar präsentiert Yonex den Holzfällern nach jedem „Bruch“ eine Rechnung mit der Bitte um sofortige Zahlung.

Ob das hilft, die Emotionen im Zaun zu halten, wohl eher nicht. Kyrgios Schläger-Verschleiß pro Jahr soll inclusive „Trainingsunglücken“ im dreistelligen Bereich liegen. Noch nicht erreicht hat er damit den „All Time“ führenden Australian und US Open Champion Marat Safin. Der Russe, Herr der vielen Blondinen (in seiner Spielerbox saßen nicht wie heute Trainer, Physios, Besaiter und Familienmitglieder, sondern Minimum drei gutaussehende Blondinen), zertrümmerte in seiner Laufbahn beeindruckende 1.055 Rahmen.

Für was es nicht alles Statistiken gibt. Würde Safin heute noch spielen und das mit einem Yonex Modell, würde eine Menge Zeit für ihn mit Überweisungen draufgehen und teuer wäre es obendrauf. Berechnet Yonex eigentlich den Einkaufs- oder Verkaufspreis? Falls es der Verkaufspreis von ca. € 250 pro Schläger sein sollte, würde für Safin in etwa die stolze Summe von € 263.750 zusammenkommen. Und die Saiten nicht zu vergessen!

ATP Physio Yannik Lambrecht aus Hamburg

Yannik auf Court Philippe Chatrier, immer auf dem Sprung zum nächsten Patienten.

Eistonne: Ein Hamburger, und es ist nicht Alexander Zverev, schafft es, bei den Grand Slams regelmäßig bis zum Finale aktiv dabei zu sein. Yannik Lambrecht, Physio mit eigener Praxis an der Außenalster‒ www.functional-med.de ‒, gehört zum Stammpersonal der ATP und ITF Physios. Davon gibt es weltweit nur zwölf, und Yannik ist zu Recht stolz darauf, zu diesem erlesenen kleinen Kreis zu gehören.

Auch in Paris war er wieder eingeladen und kümmerte sich um die Stars mit all ihren Wehwehchen hinter den Kulissen, aber auch vor TV und Publikum auf den großen Plätzen. Yannik erklärte dem TennisFan, dass auf den Platz selber nur die ATP Physios randürfen, daher ist es sehr wichtig für ihn und seine Kollegen, mit den Physios der Top Spieler eng zusammenzuarbeiten.

Auf die Frage vom TennisFan, ob die berühmten Eisbäder auch wirklich etwas bewirken, sagt Yannik: „Na klar. Und sei es nur mental. Wenn ein Spieler nach einem langen Match die Eistonne aufsucht, und es ihm danach und vor dem nächsten Spiel besser geht, kann man wohl kaum was dagegen sagen. Wenn es die Wissenschaft noch nicht rausgefunden hat, warum es hilft, ist das nicht gleichzusetzen, dass es nicht hilft. Auf der Tour werden neuerdings auch immer mehr sogenannte Kältekammern oder Kryosaunen mit trockener Kälte von bis zu minus 160° C angeboten.

Yannik kurz vor seinem Sprint auf den Platz 14, um Borna Coric zu verarzten.

In Paris war ich natürlich wieder hautnah dran im wahrsten Sinne des Wortes. Emotionaler Höhepunkt diesmal war mein Einsatz auf dem neuen Platz 14 beim Match von Jan Lennard Struff gegen Borna Coric. 11:9 im fünften, da musste ich Coric einige Male wieder ‚zum Leben erwecken’. Die Atmosphäre auf dem Platz ist gewaltig.“

Jede Saison ist Yannik 14 Wochen im Jahr für die ATP/ITF unterwegs. Dies Jahr geht es nicht in die ganz weite Welt, sondern er beschränkt sich auf die europäischen Turniere u. a. nach Halle, Eastbourne, Stockholm, Basel und natürlich seinem Heimevent, den Rothenbaum. Grund für die kurzen Reisen, Yannik ist gerade Vater geworden.

French Open Paris und Ion Tiriac

Ion Tiriac im vergangenen Jahr auf seinem Platz auf Lebenszeit. Da konnte er sich noch anlehnen, jetzt sitzt er mitten im Gang. Foto Jürgen Hasenkopf

Die Anlage der French Open befand sich im Umbruch. Überall wurde gehämmert, gemalt und instandgesetzt. Der größte Platz, der Philippe Chatrier, wurde beinahe gänzlich abgerissen, aber im neuen Gewand fertiggestellt. Auch das seit langem geforderte Dach, das die vielen Regenunterbrechungen der letzten Jahre verhindern soll, ist vorhanden.

Alle sollten glücklich sein, vermutlich bis auf einen sind sie es auch, und das ist Ion Tiriac. Der rumänische Ex-Manager von Boris Becker hatte sich auf Lebenszeit den Platz links auf der Kopftribüne in der ersten Reihe gesichert. Er muss geschluckt haben, als er diesen, seinen Platz einnehmen wollte. Zwar sitzt er immer noch in Reihe 1, aber nicht mehr direkt an seiner geliebten Wand, an der er sich ab und zu unter seinem Panama Hut incl. Sonnenbrille schläfrig anlehnen konnte, wenn ihm die Matche zu langweilig wurden. Haben doch die Turnierverantwortlichen die Treppenabgänge beim Umbau selbständig, ohne den rumänischen Maestro einzuweihen, auf die andere Seite verlegt. Nun sitzt Tiriac direkt am Gang, ohne die Chance an seiner Wand ab und zu ein kleines Nickerchen halten zu können.

Vermutlich wird er dem Turnierdirektor Guy Forget bereits mitgeteilt haben, die Treppenabgänge auf seine Kosten wieder auf die seiner Meinung nach richtigen Seite zurück zu verlegen.

Coaching zulassen oder nicht?

Der Coach auf der Bank, sinnvoll oder Quatsch? Roger Federer ist strikt dagegen: Zitat: „Irgendwann sitzen dann noch Tante, Onkel und die Freundin auf der Bank. Fehlen nur noch eine Schwarzwälder Kirschtorte mit Sahne und ein doppelter Espresso. “ Foto Jürgen Hasenkopf

Der Coach auf der Bank. Was auf der WTA Tour seit 2009 und bei vielen Eltern unserer turnierspielenden Kinder sowieso längst Usus ist, nämlich seinen Schützling während eines Matches direkt beim Seitenwechsel auf der Bank, bzw. von wo auch immer, mit guten Tipps zu versehen, findet der „Größte“ nicht in Ordnung. „Ich hoffe, das passiert auf der ATP Tour nie. Es sieht einfach amateurhaft aus.“ Nun ist es passiert und die männlichen Profis machen regen Gebrauch ihre Coaches zu kontaktieren, aber Roger Federer ist weiter strikt gegen On-Court-Coaching im Herrentennis. Wäre amateurhaft nicht auch das entscheidende Wort für viele nervende Tennis-Mütter oder Väter am Rande? Dass sie amateurhaft wären, wollen sich diese Möchtegern-Coaches doch bestimmt nicht nachsagen lassen. Die Hoffnung besteht, dass dann dieses leidige regionale Thema der Vergangenheit angehört.

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