Fun on Tour
Alles still in der Player Box von Alexander Zverev: aber Papa und damaliger Coach Ferrero wünschen sich häufig einen noch ruhigeren Arbeitsplatz. (Foto Jürgen Hasenkopf)
Spielerbox: Nach einem spektakulären Ballwechsel schwenkt die Kamera immer häufiger Richtung Betreuerbox, in der sich dann gerade Freudenszenen abspielen, als hätten alle Anwesenden den Hauptpreis in der spanischen Jahreslotterie gewonnen. Die aktuelle Freundin des Spielers (demnächst wird geheiratet, wenn nicht sie, dann eine Andere) springt, bestens vorbereitet (Designerkleidchen, geschminkt etc), vor Verzücken auf, ab und zu mit zweifelndem Blick, wer denn nun gerade den Punkt gewonnen hat. Eltern, Geschwister, Oma, Opa, Tante, Onkel, Manager, Freunde und nicht selten völlig Unbekannte, die es irgendwie geschafft haben, sich in die Box zu schmuggeln, herzen sich minutenlang. Um, nachdem sie sich emotional wieder eingefangen haben, feststellen zu müssen, dass mittlerweile der Satz an den Gegner gegangen ist. Der einzig Bedauernswerte dieses Spektakels ist der jeweilige Coach. Höhepunkt seiner Ausbrüche sind höchstens mal ein Augenrollen bzw. ein leichtes Kratzen am linken Ohr, was zweierlei bedeuten kann. Entweder das Ohr juckt wirklich oder es ist ein unerlaubtes Coachen seines Klienten (links kratzen, mehr auf die Rückhand spielen; rechts, mehr auf die Vorhand). Jedenfalls wären 98% aller Coaches im siebten Himmel, wenn sie eine Box hätten, die genau auf der anderen Seite des Center Courts, also weit weg von allen Verwandten und Bekannten, liegen würde.
Boris: “Wann kapierst du es endlich? Ich hab dir gerade wieder gesagt, bleib mir vom Leib”(Foto Jürgen Hasenkopf)
Ganz große Taktik: Wie konnte es Michael Stich 1991 gelingen, Boris Becker in seinem „Wohnzimmer“, dem Center Court von Wimbledon, zu bezwingen? Spielte er so überragend, dass Becker keine Chance hatte, war Becker verletzt oder hatte er am Abend zuvor verdorbene Scampis gegessen? Nach jetzt 32 Jahren wurde das Rätsel gelöst. In der ARD Doku über sein Leben verriet Becker, wie die letzten Minuten vor dem Finale verliefen und er gar nicht mehr auf den Platz hätte zu gehen brauchen. Becker: „Normalerweise versinke ich vor einem Match und besonders vor einem Grand Slam Finale in den berühmten Tunnel. Es darf mich niemand mehr daraus wecken, geschweige denn anfassen. Ich nehme außer meinem Matchplan nichts mehr wahr. Und da, 10 Sekunden bevor wir auf den Center Court marschierten, stand Michael vor mir, nahm mich in den Arm und wünschte uns beiden ein gutes Spiel. Ich dachte, ich träume. Hat der sie noch alle. Davon erholte ich mich nicht mehr, kein Tunnel, kein Aufschlag, nichts funktionierte mehr. Ich war völlig perplex. Sowas hatte ich vorher noch nie erlebt.“ Tja, nichts einfacher als das. Nehmen Sie Ihren Gegner vor dem Match mal so richtig in den Arm und es kann nichts mehr schiefgehen. Große Taktik, Michael!
WTA 11 Punkte Plan:
Juan Ignacio Chelas satirischer Wegweiser für WTA-Spielerinnen: Wenn das mal keinen Ärger für ihn gab. Es schaute ganz danach aus, dass sich „El Flaco“ (der Dünne) keine weiteren Freundinnen auf der WTA Damenwelt gemacht hatte.
Der Argentinische Ex-Daviscupspieler veröffentlichte auf seinem Twitter-Account einen 11-Punkte-Plan, den Spielerinnen seiner Meinung nach unbedingt einhalten sollten, um auf ihrem Weg zur Nr. 1 keine unnötige Zeit zu verplempern.
1. Der Schlüssel ist, 100 Milliliter Tränen jeden Tag zu produzieren.
2. Es ist verpflichtend, einen Teddybär an die Schlägertasche anzuhängen.
3. Hasse alle deine Kolleginnen.
4. Trainiere nie mit einer WTA-Spielerin.
5. Dreh dich um, bevor du aufschlägst und richte deine Saiten für mindestens 20 Sekunden.
6. Schlag den Ball mit einem Geräusch von 1500 Dezibel.
7. Trage ab dem Viertelfinale Make-up.
8. Spiele ein Match nie länger als 29 Minuten.
9. Wenn du deinen Trainer auf dem Platz hast, guck in die andere Richtung.
10. Habe etwas Akne zu einem gewissen Zeitpunkt deiner Karriere.
11. Winke immer nach Ende des Matches wie Miss Universe, auch wenn du auf Platz 27 stehst.
Erstaunliches vom Musiker Sting: „Meine ganze Karriere über habe ich immer mit Musikern zusammengearbeitet, die besser sind als ich. Es ist wie beim Tennis, man lernt nichts, wenn der Ball nicht zurückkommt.“
Gael Monfils: “un grand malheur de cac” Foto Jürgen Hasenkopf
Performance: Die BMW Open in München und Gael Monfils, sie kommen einfach nicht zusammen. Gemeldet hatte der Franzose in den vergangenen Jahren immer wieder und er betonte jedes Mal, jetzt ist es endlich soweit. Nur, bis auf den verkorksten Auftritt im letzten Jahr mit dem Aus in Runde 1 kamen ihm jeweils Verletzungen dazwischen. Dieses Jahr sollte es nun also sein. Aber schon der Start verlief bereits während der Ankunft auf dem Münchner Flughafen schief. Als Monfils sein Schlägerbag vom Laufband nahm, bemerkte er, dass alle seine zehn Schläger darin zerbrochen waren. Seine erste Reaktion in den sozialen Medien war noch zurückhaltend: „Der Service von Lufthansa ist quite unacceptable, and now?“ Daraufhin wandte er sich direkt an Lufthansa und landete in deren Callcenter. Es entwickelte sich ein amüsanter Austausch zwischen dem Callcenter von Lufthansa und Monfils:
Callcenter: Oh nein, das tut mir leid. Haben Sie das meinen Kollegen am Airport gemeldet?
Monfils: Habe ich, nur leider sind meine Schläger immer noch gebrochen, merde!
Callcenter: Es tut mir so leid, müssen Sie denn in München unbedingt Tennis spielen?
Monfils: Die Frage ist eher, wie ich denn jetzt in München Tennis spielen kann.
Callcenter: Das war genau meine Frage mit meiner Frage. Sind Sie denn in der Lage, sich einen neuen Schläger zu kaufen und spielen dann mit diesem?
Monfils: Da bin ich mir nicht so sicher, erstmal werde ich mir einen Schläger leihen müssen.
Callcenter: Ich entschuldige mich noch einmal und hoffe, dass dieses Ärgernis keinen Einfluss auf Ihre Performance auf dem Platz hat. Bitte schicken Sie uns die Details schriftlich und wir werden sehen, was wir für Sie tun können.
Monfils war wohl so platt von der Konversation mit einer Doro aus dem Callcenter, dass er die Unterhaltung frustriert beendete. Die Performance auf dem Platz litt dann doch, aus für Monfils in Runde 1 gegen Mirza Basic, der Nr. 82 der ATP Weltrangliste. Mal schauen, ob Monfils im kommenden Jahr einen neuen Anlauf nimmt.
„Mon General, wir haben ihn“. Ilie Nastase in der Uniform eines rumänischen Offiziers auf dem Center Court von Wimbledon. Man kann sich vorstellen, wie der Tscheche Jan Kodes gezittert haben muss. (Foto: Jürgen Hasenkopf)
Jan Kodes, tschechischer Wimbledonsieger von 1973, wird sich bestimmt an eine Begegnung mit seinem damaligen Weltranglistenkontrahenten Nastase erinnern, die ihm im Nachhinein viel Spott unter seinen Tenniskollegen bescherte.
Das Ereignis spielt in den Jahren des kalten Krieges. Die beiden Ostblocknationen Rumänien und CSSR hatten sich im Davis-Cup weit vorgespielt und trafen in Bukarest aufeinander. Die rumänischen Spitzenspieler Nastase und Ion Tiriac waren beide hochrangige Armeeangehörige. Das hieß nicht, dass sie täglich mit Waffen hantieren mussten oder zu zeitraubenden Manövern eingezogen wurden. Das bedeutete nur, dass sie im Gegensatz zu anderen Bürgern dieses Staates unendlich viele Freiheiten erhielten. Internationale Spitzensportler waren einfach die beliebtesten Repräsentanten des rumänischen Regimes.
Das tschechische Team reiste ein paar Tage vor der Begegnung mit einem Bus an, da die Länder nicht weit auseinanderlagen. An der Grenze zum Land am Schwarzen Meer wurde ihr Fahrzeug von rumänischen Grenzposten gestoppt, die Insassen kritisch beäugt und dann wurde der Spitzenspieler der Tschechen, der dreimalige Grand Slam-Sieger Jan Kodes, von zwei grimmig dreinblickenden Zollbeamten aufgefordert, aus dem Wagen zu steigen und in eine Wachstube geführt. Dort erwartete sie ein hoher Offizier, der mit gesenktem Kopf und einem in das Gesicht gezogenen militärischen Käppi hinter seinem Pult saß. Einer der beiden Zollbeamten meldete ihm: „Endlich haben wir ihn, er kann uns nicht mehr entkommen, mon General.“ Keinen Guten Tag oder wer sind Sie, was machen Sie, wo wollen Sie hin, sondern ein einfaches „Jackett und Hemd ausziehen!“ lautete der knappe und grußlose Befehl des „Generals“. Kodes zog – etwas verstört über die unfreundliche Behandlung von einem Vertreter des kommunistischen Bruderstaates – Jacke und Hemd aus. „Hose aus!“, lautete die nächste Anweisung des gesichtslosen Beamten. Kodes zog die Hose aus. „Unterhose“, knurrte dann der Vertreter des Gesetzes, ohne seinen Kopf zu heben. Der Mann aus Prag gehorchte eingeschüchtert. Als er jetzt bis auf die Socken nackt im Zollbüro stand, hob der rumänische Offizier seinen Kopf, schob das Käppi nach hinten, sprang von seinem Stuhl auf und gab sich breit lachend seinem entblößten Gegenüber zu erkennen. Es war natürlich Ilie Nastase, der rumänische Spitzenspieler.
Der Tscheche durfte kurz darauf wieder in das Verbandsfahrzeug zurück – ziemlich schlecht gelaunt angesichts der demütigenden Vorführung.
Der Vorfall zeigte Wirkung. Einige Tage danach unterlag Kodes in der Davis-Cup-Begegnung in Bukarest in seinen Einzeln sowohl gegen Tiriac als auch gegen Nastase. Die Rumänen gewannen die prestigeträchtige Davis-Cup-Begegnung deutlich.
Diese kleine Episode ist ein kurzes Beispiel, wie Nastase tickt. Obendrein hatte und hat er mit seinem Gönner und gerüchteweise reichstem Rumänen, Ion Tiriac, Ex-Förderer, Ex-Trainer und in den Anfängen seiner Karriere Trainingspartner, einen Freund, der bekannter Weise weltweit den größten Einfluss auf das heutige Tennisgeschehen hat und immer seine schützende Hand über seinen exzentrischen Landsmann hatte und hat. Madrids Turnierdirektor, auch bekannt als der Fürst der Finsternis, Ion Tiriac, schert sich einen Teufel darum, was ihm irgendeine Organisation vorschreiben möchte.
Boris Becker: “ Wenn ich nicht verliere kann der Andere nicht gewinnen!”
Big Mac, immer noch führend im Strafenkatalog trotz Nick Kyrgios (Foto Jürgen Hasenkopf)
Rüpel: „You can not be serious.“ Dieser legendäre Satz 1981 in Wimbledon zum Schiedsrichter stammt von John McEnroe und war jeweils der Auslöser seiner Schimpftiraden. Im australischen Sydney wurde Bic Mac obendrein mal vom Schiedsrichter Gerry Armstrong des „Platzes verwiesen“: „Code violation, verbal abuse. Default, Mr. McEnroe. Game, set and match, Pernfors", sagte Armstrong ruhig in sein Mikrofon und verkündete die Disqualifikation von McEnroe, woraufhin dieser total ausflippte und dem Schiri an den Kragen wollte. In einem anderen Match, wieder in Down Under, gab der Schiedsrichter nach einer erneuten Disqualifikation sein Statement wie folgt zur Lage ab: „Ich bin im normalen Leben Kriminalbeamter und schon da mit schlimmeren Charakteren, u.a. Mördern fertig geworden.“ Ivan Lendl bezeichnete seinen Profikollegen als pathologischen Fall, der schnellstens aus dem Sport entfernt werden sollte. Arthur Ashe Meinung war: „Wenn McEnroe mal wieder seine Wüterich-Nummer abzog, würden die Fans zwar versichern, wie abscheulich sie es gefunden hätten. Aber in Wirklichkeit denken sie, mein Gott, war das aufregend." Der US Amerikaner ist bis heute der mit Abstand an Strafzahlungen führende Profi, und die Tenniswelt war sich einig, dass diese Summe von niemandem in naher Zukunft gefährdet sein würde. Falsch gedacht. Der australische Nachwuchsstar Nick Kyrgios fällt zwar seit einiger Zeit öfter mal aus dem Rahmen, bisher kam er mit Tadeln und Rügen davon. Nach seinem „Abschenken“ des Matches gegen Mischa Zverev in Shanghai war nun Schluss mit lustig. Die ATP sperrte ihn wegen Lustlosigkeit danach für acht Wochen und brummte ihm zusätzlich € 25.000 Strafe auf. Anzunehmen ist, dass dies nicht die letzte Strafe für den eigenwilligen Australier sein wird. Fazit: Wie bei McEnroe sind die Fans gespalten, ob Kyrgios nun im Tennissinne „gestört“ ist oder einfach nur gute Unterhaltung drauf hat.
Fabios Fogninis Matchvorbereitungen sind Speziell, was wohl seine Angetraute dazu zu sagen hat? (Foto Jürgen Hasenkopf)
Lunch: Die Matchvorbereitungen von Novak Djokovic und Benoit Paire aber auch Fabio Fognini könnten nicht unterschiedlicher sein. Was isst man z. B. vor dem Match? Nudeln, Reis und etwas Hühnchen oder eine Banane ohne alles? Der Branchenprimus aus Serbien bekennt sich seit einigen Jahren zur veganen Ernährung, und das auch noch total glutenfrei, nachdem festgestellt worden war, dass er keinerlei Gluten verträgt. Immerhin nimmt er ab und zu noch ein wenig Fisch zu sich. Diese einseitige Ernährung hat ihm viel Kritik eingebracht. Gerade in der Zeit seiner Krise vor knapp anderthalb Jahren, als er für alle sichtbar wie ein dünnes Gespenst daherkam, wurde ihm diese Ernährung als Grund für seine schlechte Phase vorgehalten. Nachdem er wieder ein wenig an Gewicht zugelegt hatte, kam auch die alte Form zurück. Kann natürlich auch an der Rückkehr seines Coaches Marian Vajda gelegen haben.
Klar ist, die Empfehlung an Novak Djokovic, sich vegan zu ernähren, kommt nicht von Benoit Paire, der französischen Wundertüte aber auch Supertalent, Markenzeichen hochgestellter Hemdkragen. Wundertüte deshalb, weil niemand weiß, wie ein Tennistag mit ihm verläuft, er wohl selbst am allerwenigsten. Sein Image als etwas anderes Individuum pflegt er z. B. auf Instagram. Dort konnte man kurz nach seinem Sieg gegen den höher eingeschätzten Spanier Pablo Carrena Busta erfahren, wie man sich die nötige Kraft für ein langes Fünfsatzmatch holt. Gepostet hat er einen übervollen Tisch, auf dem sauber aufgereiht mehrere Pizzen, Burger und Steaks zu sehen waren. Gemeinsam dinieren werden Djokovic und Paire vor einem Match jedenfalls nicht. Ernährung ist also ein Fall für sich unter den Profis. In Paris erreichte Paire das Achtelfinale, und es hätte für ihn noch weiter gehen können, führte er doch bereits 5:3 im fünften Satz gegen den Japaner Kei Nishikori. Da fehlte eine weitere Pizza am Abend davor.
Der zweite Punkt, an dem sich die Geister bei den Profis scheiden, lautet: Wie sollte man die Nacht vor dem nächsten Match verbringen? Den Tipp dafür verriet der wie Paire mehr extrovertierte Italiener Fabio Fognini: „Für die nötige Ruhe und Entspannung ist klar, auf keinen Fall keinen Sex vor einem Match. Meine Empfehlung wären 12-15 Mal die Woche.“ Damit wären dann alle wissenschaftlichen Ernährungs- Trainings- und Regenerationsmethoden der letzten Jahrzehnte ein für alle Mal geklärt.
Sabine Lisicki, darf ich vielleicht mal auch einen Ball reinspielen? (Foto Jürgen Hasenkopf)
Zickenalarm? Können Sie sich Alexander Zverev vorstellen, wie er sich verzweifelt bemüht, schon beim Einschlagen Herr der Lage sein zu müssen, indem er den Ball so schnell einspielt, dass Novak Djokovic dieses kaum mitbekommt bzw. der einen in seiner linken Hand befindlichen Ball nicht ins Spiel bringen kann? Nein, dann sind Sie auf der richtigen Seite. Dieses sich aufplustern zu müssen, gibt es bei den beiden nicht. Eher würde man bei ihnen eine amüsante Gesichtsregung feststellen. Sabine Lisicki hat eine andere Vorstellung von, wie zeige ich‘s meiner Gegnerin von Anfang an, wer die Hosen bzw. den Rock anhat. In Runde zwei des WTA Turniers von Charleston spielte sie in ihrer Glanzzeit gegen Serena Williams. Als die zwei sich zum Einschlagen an die Grundlinie begaben, wollte Lisicki ihren Ball ins Spiel bringen und bemerkte gerade noch, dass der erste Ball von Williams bereits unterwegs war. Ihren musste sie hinter sich werfen, da Beidhänder, wie sie eine ist, die linke Hand für die Rückhand freihaben sollte. Dies setzte sich nun das ganze Einschlagen fort. Immer wenn Lisicki einen Ball reinspielen wollte, kam Williams ihr zuvor, die sich sichtlich erkennbar einen Spaß daraus machte. Lisicki kochte vor Wut. Noch lustiger wurde es kurze Zeit später, als beide ihre Warm Up Aufschläge trainierten. Das geht normalerweise so vonstatten, dass die Eine von der Einstandsseite, die Andere von der Vorteilsseite aufschlägt. Grund ist natürlich, sich nicht abzuschießen, wenn beide von einer Seite aufschlagen würden. Was passiert? Lisicki will von der Einstandsseite aufschlagen, bemerkt wieder nicht, dass Williams bereits von dort aufschlägt und wird von Williams Ball getroffen. Lisicki schäumt über und murmelt etwas in Williams Richtung. Die zeigt ihr mit einer kurzen, gönnerhaften Handbewegung, sie möchte doch bitte, wenn überhaupt, von der anderen Seite aufschlagen, und nicht dort stehen, wohin sie schlägt. Das Ganze muss Lisicki so mitgenommen haben, dass sie im dritten Spiel umknickte und unter Tränen aufgeben musste. Herrin auf dem Platz war Serena Williams, was jeder Spielerin von Anfang an klar sein sollte, außer zu dem Zeitpunkt Lisicki vielleicht.
Garbine Muguruza und ihr Coach Sam Sumyk. Der scheint eingeschnappt zu sein: „Du sagst mir nie wieder to fuck up again.“ Foto Jürgen Hasenkopf
Pöbelei: Coach eines/r impulsiven Spielers/in zu sein, ist nervenaufreibend. Spielt der Schützling gut, dann ist alles so einfach und der/die Spieler/in hat „recht“. Wenn es aber mal nicht so läuft, und das kommt im Jahr des Öfteren vor, wem kann man die Schuld dafür geben, natürlich dem Coach, der dann selbstverständlich auch verantwortlich ist für Doppelfehler und „nicht erzwungene Fehler“. Einer der größten Wüteriche auf den Center Courts war z.B. Tommy Haas, dessen Ausbrüche nach Fehlern nur so auf den armen Coach am Rande herunterprasselten. Aber nicht jeder Coach lässt sich dies gefallen. Die Spanierin Garbine Muguruza, French Open Siegerin 2016, spielte vor kurzem in Miami gegen die Chinesin Shuai Zhang. Das Match lief anfangs nicht so wie es sich Garbine vorstellte und sie verlor Satz 1 mit 4:6. Da musste wohl leicht aufgestauter Frust raus und wer musste dafür herhalten, natürlich ihr Coach, Sam Sumyk. Der saß völlig harmlos und unschuldig am Platzrand als Garbines Ausbrüche über ihn hereinbrachen. Das harmloseste war noch ein „Shut the fuck up“, wobei er gar nichts von sich gegeben hatte. Als Garbine zum nächsten Punkt aufschlagen wollte, kam von Sumyk die Antwort, mitten ins Geschehen hinein: „Du sagst mir nie wieder to fuck up again.“ Garbine war so überrumpelt, dass sie nur ein leises: „Tut mir so leid“ von sich geben konnte. Sumyk darauf: „Das habe ich gehört, danke. Und jetzt sind wir beide wieder so stark und spielen vernünftig weiter.“ Garbine holte sich die Sätze zwei und drei kommentarlos mit 6:2, 6:3.
Zu dem Thema passt die Frage des Tennis-Internetportals „Sandplatzgötter“:
Wo wird man wohl öfter und übler beschimpft?
a) im Callcenter eines Mobilfunk Unternehmens
b) als Politess
c) in der Box von Andy Murray